Samstag, 20. Juli 2013

OL "Die Mütter vom Kollwitzplatz"




alle Zeichnungen: OL

"Die Mütter vom Kollwitzplatz" von OL
Vom "Stadtteilhauskarikaturisten" OL ist ein hervorragendes neues Büchlein erschienen (LAPPAN 2013)! 
Vorwort: Annett Gröschner. Gedruckt wurde auf sehr schönem Papier - übrigens in China... 
Den Lesern der Berliner Zeitung sind viele Geschichten bekannt - seit 1997 kann man sie aus dem wöchentlichen Magazin sammeln. 

Der Titel ist etwas irreführend, denn in dem Band sind auch Zeichnungen anderer Serien zu sehen (Jürgen der Trinker, Die Väter vom Helmholtzplatz, Die Mütter vom Kirchplatz). 
Jedenfalls ist dieses Buch eine Augenweide und bereitet ungezügeltes Vergnügen auf allen Seiten. Ein fulminantes Potpourri von aufmerksam beobachteten und genial gezeichneten Szenen vom geliebten Kollwitzplatz. Die zugezogenen aalglatten Mütter vom touristenüberschwemmten und übertrieben mystifizierten Herzen des Prenzlauer Bergs werden überhöht entlarvt. Übrigens wird diese Käseglocke typisch berlinerisch verniedlichend "Kolle" verschrien. 
Morgens sind Straßen und Bürgersteige schwer passierbar. Typen, die aussehen, als ob sie "was in Medien machen", geleiten kleine Gruppen von Kindern, die neben dem Schulrucksack auch Futerale für die Tennisschläger und Geigenkästen schleppen müssen, zur Schule - Kinder sind Projekte! Konvois von Kinderfahrrädern jagen über Trottoirs. Interessant zu beobachten, wenn um 9 Uhr Busse in verschiedene Waldkindergärten abfahren. Die Prinzessinnen werden theatralisch tränenreich verabschiedet (sie kommen um 13 Uhr zurück), dann schmeißen die Vatis die Golfausrüstung betont lässig in den Kofferraum ihres Audis. 
Überall muss man Obacht geben, nicht von hochmodernen Kinderwagen (es gibt unverhältnismäßig viele Zwillingskutschen) überrollt zu werden, die von mehr als selbstbewussten und verdammt gutaussehenden Zeitgenossen vorgeführt werden.   
In der Gegend gibt es keine alten Leute!

Anmerkung: Das ist die Meinung eines in den Achtzigerjahren aus der Provinz Zugezogenen. Und damals war wirklich alles ganz, ganz anders... 

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