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Foto: Jabs |
"Berlin-Stettin" von Volker Koepp läuft endlich in der Flimmerkiste: 29.01., 22:45 Uhr, RBB!
Bemerkenswert, dass der Name des Kameramanns Thomas Plenert auf dem Plakat (meiner Meinung nach zu Recht) genauso groß geschrieben steht wie der des Autors/Regisseurs.
Dieser sehr persönliche Dokumentarfilm ist eine empfehlenswerte Geschichtsstunde. Das Tabuthema der Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch Sowjetsoldaten unmittelbar am Ende des 2. Weltkriegs erlebte die Mutter Volker Koepps (ihr ist dieser Film gewidmet) in Broda (am Tollenssee) am eigenen Leib. Geschildert wird die Kindheit des Filmemachers in Berlin Karlshorst im Zusammenhang mit der Problematik des Stabssitzes der Roten Armee in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Besonders beeindruckten mich die (Schwarzweiß-) Reminiszenzen aus alten Volker Koepp-Filmen. Er trifft die Menschen wieder und plaudert über Lebenswege. Man spürt den Osten in vielen verschiedenen Facetten. Die sympathischen Interviews erklären so präzise Befindlichkeiten der DDR, von Menschen mit völlig verschiedener gesellschaftlicher Stellung in diesem seltsamen politischen Konstrukt. Begegnungen in Wittstock/Dosse, Schwaan, Zehdenick, Wartin und Schluft erinnerten mich nebenbei daran, dass der "sozialistische Arbeitstag" oft mit einem Kasten Bier pro Brigade begann und mittags in der Kneipe endete. Bemerkenswert ist der Duktus der Nordostdeutschen - welch sprachliche Perlen: "durchmaracht", "andernwärts".
Der Autor widmet sich seiner Lieblingslandschaft, die genau zwischen Berlin und Stettin liegt, mit famosem Einfühlungsvermögen. Das Refugium Uckermark repräsentieren nicht zufällig zugezogene Künstler. Dabei brilliert die großartige Fritzi Haberlandt mit unaufgesetztem Charme. Die existierenden Probleme mit ansässigen jugendlichen Rechten und den omnipräsenten Windparks werden nicht ausgespart. Eine poetische Liebeserklärung an eine Heimat, aber auch Betrachtungen über das Vergehen von Zeit und insbesondere gegen das Vergessen.