Ein schöner Dokumentarfilm über den größten jüdischen Friedhof Europas in Berlin-Weißensee:
Im Himmel, unter der Erde
Der Friedhof wurde 1880 in Weißensee angelegt und beherbergt heute 115000 Grabstellen auf einem Areal, dass wie ein geschlossener prächtiger Laubwald inmitten der Großstadt wirkt. Wenige Begräbnisstätten werden gepflegt, da es kaum Angehörige gibt - die meisten Juden Berlins fielen der Shoah zum Opfer. Dieser dauerhafte Ort der Totenruhe wurde erstaunlicherweise von den Nazis im 2. Weltkrieg nicht zerstört.
Britta Wauer porträtiert den Friedhof in diesem Film eindrucksvoll und sensibel.
Zu Beginn werden historische Bildern gezeigt, dann erzählt die Autorin bemerkenswerte Geschichten.
Wunderbar schildert ein alter Rabbiner seine Sicht auf viele Entwicklungen...
Es gibt eine großartige Schilderung aus der DDR-Zeit (in der der Ort in einen unsäglichen Dornröschenschlaf verfiel): 500 FDJler in Blauhemden befreien Gräber von umgestürzten Bäumen und Unrat...
Erich Honecker verwarf das Projekt einer vierspurigen Ausfahrtstraße quer durch das Friedhofsgelände nach Hohenschönhausen...
Vogelschützer finden ein Refugium für bedrohte Greifvögel in einem innerstädtischen Naturparadies...
In heutigen Tagen beherrschen eingewanderte Juden aus der ehemaligen Sowjetunion die jüdische Gemeinde Berlins (80% der Mitglieder). Die mitgebrachte Begräbniskultur (Blumengrabschmuck) steht oft im krassen Widerspruch zu den althergebrachten jüdischen Traditionen...
Kurt Tucholsky:
"Es tickt die Uhr, dein Grab hat Zeit
drei Meter lang, ein Meter breit
du siehst noch drei, vier fremde Städte
du siehst noch eine nackte Grete
noch zwanzig-, dreißig Mal den Schnee
Und dann: Feld P in Weißensee
in Weißensee."