Donnerstag, 21. Februar 2013

Christer Strömholm






alle Fotos: Christer Strömholm



Oje, noch so eine gewaltige Ausstellung, bevor die großartige Galerie c/o aus der Oranienburger Straße ins Amerika-Haus umzieht! 
Christer Strömholm "Post Scriptum"
Das ist die erste Retrospektive des Altmeisters (1918-2002) der schwedischen Fotografie in Deutschland (ich habe schon einige große Ausstellungen in Berlin bewundert: Willy-Brandt-Haus, Swedish Photography, Galerie Kicken). 
In den heiligen Hallen des Postfuhramtes werden nun 150 Schwarzweißbilder gezeigt, fast ausnahmslos Originalabzüge! Imposant waren für mich die Straßenfotos, da man solche schönen Situationen heutzutage einfach nicht mehr beobachten kann - Wundervoll, wie Vater und Sohn das tote Reh über ein Pariser Trottoir tragen... Bemerkenswert, wie oft Tiere in den Fokus geraten. Ganz besonders begeisterten mich die Porträts und hier nicht mal die Abbilder von berühmten Zeitgenossen. Es ist unglaublich, wie die Leica des aufmerksamen Künstlers z.B. Frauenhinterköpfe einfängt - diese Frisuren oder der Haarschmuck... Herzerfrischend Strömholms Humor: So lebendige Paare, bei denen die Frauen ihre Männer deutlich an Körpergröße überragen. Höhepunkt der Präsentation ist bestimmt die weltbekannte Serie "Place Blanche", die das Leben von Pariser Transsexuellen in den sechziger Jahren aufzeigt, mit denen der Fotograf ungezählte Tage und Nächte verbringt (Die Serie konnte erst 1983 veröffentlicht werden, das Thema war Zeitschriften und Galerien bis dato zu heikel). 
Auf einem Arbeitsabzug ("o.T. Barcelona 1959" = Foto 1 im Anhang) fand ich eine Notiz: "Orwo 112 hart". Wahrscheinlich arbeitete er sogar mit diesem DDR-Papier. 
Charakteristisch für die meisten Arbeiten erscheint mir, dass die Bilder oft grobkörnig und zumeist sehr dunkel sind, in den Schwärzen erkennt man überhaupt keine Zeichnung mehr. 
Interessant ist der in der Galerie gezeigte Kurzfilm "Close your Eyes and look". Sohn Joakim Strömholm stellt seinen Vater in vielen Facetten vor ("Mein Vater hat streng genommen immer nur Selbstporträts gemacht"), nicht nur beim Essen und Trinken. Er kreiert auch ein Bild als lebenshungriger Anarchist und Frauenheld. Ganz toll fand ich es zu sehen, wie der alte Mann sorgfältigst auf ausgesuchtem Papier schreibt, mit Füllfederhalter und viel Ruhe! 

http://www.tagesspiegel.de/kultur/christer-stroemholm-die-ganze-welt-ein-selbstportraet/7690662.html

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