Mittwoch, 22. Juni 2011

The Tree of Life

Foto: Jabs


Ich wollte ein Vorurteil (Prinzip?) verwerfen und habe mir einen Hollywoodfilm angesehen: "The Tree of Life". 
So viele Vorschusslorbeeren, Goldene Palme in Cannes, alle reden von Meisterwerken Terrence Malicks... 
Nun ja...
Im Kino waren zum Glück nur ein paar Besucher, fast nur Mädchen - wohl alles Freundinnen, denn die quatschten und aßen ununterbrochen. 
Das überschaubare Interesse erstaunte, da der Streifen in der Arthouse-Kinohitliste auf Platz 1 liegt.
Mir war die ganze Geschichte irgendwie platt, komisch mystisch und schwülstig. Überschrieben ist der Film mit: "Es gibt Zwei Wege des Lebens: Den Weg der Gnade und den Weg der Natur!" Die Handlung ist einfach, ohne Überraschungen. Aber sie wird verschwurbelt erzählt. 
Ein Vater (Brad Pitt), der den hartherzigen Erzieher (er lässt sich küssen und mit Sir oder Vater, nicht mit Dad anreden) gibt und seine Söhne zu "starken" Männern machen will. (Sein Credo ist allen Ernstes: "Jeder ist seines Glückes Schmied.") Sie sollen auch zuschlagen können. 
Die Mutter ist penetranter Gutmensch, richtig gut gespielt von der schönen Jessica Chastain. 
Die schauspielerische Leistung Brad Pitts und des am Ende auftretenden Sean Penn hält da niemals mit - wie erwartet.  
Ständig wird man mit so wahnsinnig übel banalen Bibelkalendersprüchen bombardiert: "Führe uns bis ans Ende der Zeit. Wer nicht liebt, dessen Leben fliegt an ihm vorbei." Religiöse Phrasen! 
Das älteste Kind fleht: "Mutter, mach aus mir einen guten Menschen!"
"Stimmen aus dem Himmel" (von Verstorbenen, von Gott?) säuseln Fragen und Erklärungen in die Bilder. 
In vielen Kritiken war von der "Macht der Malick-Bilder" zu lesen. Natürlich gab es malerische und schön anzuschauende Sequenzen. Im Mittelteil werden ellenlange Zeit Naturphänomene gefeiert, dazwischen esoterische Einspielungen. Vielleicht geht es um die Entstehung des Lebens? Jedenfalls kreuzen auch Saurier auf. Und ein fleischfressender verzichtet auf seine gefangene Beute - er lässt Gnade walten... Die Grenze zwischen Romantik und Kitsch ist nicht definiert.      
Die Filmmusik war ein breiiges"Best Of" der Klassik (Brahms, Mahler, Smetana, Berlioz), arg zusammengesuchte Choräle. 
138 Minuten modernes amerikanisches Lichtspiel konnten mein Vorurteil nicht dauerhaft in Frage stellen. 

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