Samstag, 29. Januar 2011

Fahrräder!







Fotos: Jabs













"Another Year" - Mike Leigh

Foto: Jabs




Ganz großes (und sehr kluges) Kino! 
"Another Year" von Mike Leigh

Das erste Mal habe ich einen Film am Tag nach dem Kinostart gesehen. So besteht die Chance, Leute zeitig auf ein "Meisterwerk der Lichtspielkunst" hinzuweisen. 
Der Streifen beginnt nicht nur äußerst langsam, er hält dieses Tempo bis zum elegischen Ende durch. Schön gegliedert durch Wiederholungen: Szenen aus dem Schrebergarten der Filmhelden lässt einen vermeintlichen Spießerort fast angenehm werden (hier wirkt die ohnehin grandiose Filmmusik - Gary Yershon - ganz besonders). Wie das alte Ehepaar eng nebeneinander in seinem Unterschlupf sitzt, Tee trinkt, redet und dem Regen trotzt, lässt das Herz aufgehen. Ein wunderbares Motiv! Ständig kehrt man in eine häusliche Idylle zurück, um Freunden und der Familie Halt zu geben. Ein unverschämt still glückseliges Paar - fast penetrante Gutmenschen - lässt die alltäglichen Verlierer in ihrer Leere besonders traurig aussehen. Unterstrichen wird das Bild durch den dicken langjährigen Freund mit einem Alkoholproblem, der allen Ernstes ein Nicki mit dem Aufdruck "Less Thinking - More Drinking" trägt! Und der Verlierer gibt es in Mike Leighs Filmen unzählige! Und alle gewinnt man irgendwie lieb. Im Verlauf der Geschichte bemerkt man früher oder später, dass nichts Spektakuläres passiert. Trotzdem baut sich eine Spannung auf, die einzig darauf basiert, dass die ausnahmslos tollen Schauspieler den Film mit ihrer Schauspielkunst tragen, das gelingt prächtig. Man gerät unbewusst in eine leichtfüßige Dynamik. Der Regisseur überträgt seinen Akteuren diese Verantwortung schon vor Drehbeginn, denn alle entwickeln ihre Charaktere selbst, aber ohne die anderen Rollen zu kennen. Gefilmt wird dann nur drei Monate: Low Budget... Grandios, dass keine Schönchen besetzt werden. Der Meister zelebriert lebensschöne (welch vorzügliches Wort!), von allgegenwärtiger Einsamkeit erzählende Gesichter. Unglaubliche Wirkung erzielen sie durch permanente Nahaufnahmen. Ich habe noch nie so viele Nahaufnahmen im Kino gesehen! Man sieht unendlich viele Falten um überschminkte Augen einer überdrehten, hysterischen, vereinnahmenden Frau (die Synchronstimme ist leider grausam), die als Figur schauspielert. Und nicht mal die wird irgendwann unsympathisch! Der Zuseher leidet mit Losern. 
Another Year ist kein dialogschwerer, sondern ein immer amüsanter, nichtdestotrotz aufrührender und nachhaltiger Film, über den man endlos zu diskutieren vermag. Die Combo Fehlfarben sang dereinst: "Hab das Leben gesehen, bin im Kino gewesen!"         

http://www.kino-zeit.de/filme/another-year

Dschungelcamp

Foto: Jabs


Berliner Zeitung 29./30.1.2010:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0129/medien/0026/index.html

Sensation: Vivian Maier






Fotos: Vivian Maier




Das ist formidable, atemberaubende Straßenfotografie! So was kann doch heute gar keiner mehr!
Ich habe dermaßen beeindruckende Bilder seit Ewigkeiten nicht gesehen! 
Wer war Walker Evans, wer ist Robert Frank? 

Vivian Maier, wunderbare, autodidaktische Chronistin des amerikanischen Alltags, fotografierte wohl fast lebenslang (1926 - 2009) und manisch. Das Thema war einfach die unverstellte Mannigfaltigkeit des Lebens auf den Straßen, insbesondere von New York und Chicago in den 50er Jahren. Bekannt wurde die Kunst der Einzelgängerin zufällig und erst nach ihrem Tod, eine schier unglaubliche Geschichte. Eine wahrlich sensationelle Entdeckung (Ende 2007)! Das Lebenswerk der Frau, welche als Kindermädchen ein karges Dasein fristete, wird aktuell geradezu an die Öffentlichkeit katapultiert. 
Jeder ist gespannt, wie dieses Märchen weitergeht, denn hunderttausende Negative und hunderte noch nicht entwickelte Filme harren der Sichtung und Veröffentlichung! Von den genialen, vorbildlich komponierten und beschwingten Motiven gab es kaum Abzüge.

Diese abenteuerliche Entwicklung kann als prächtiger Beweis für die Arbeitsmöglichkeiten, die das Internet bietet, angesehen werden. Nachforschung und Verbreitung kann der gewitzte Anwender fulminant betreiben... 

Zurzeit präsentiert die Hamburger Galerie Hilaneh von Kories erstmalig 80 Fotografien von Vivian Maier in Deutschland.

http://www.vivianmaier.blogspot.com/

Thomas Sandberg "Die Judenschule"

Foto: Jabs



Eine umfängliche Ausstellung in der Galerie F92, Fehrbelliner Str. 92, 10115 Berlin (am Teutoburger Platz), Mi - Sa: 15 - 19 Uhr
"Die Judenschule" Fotos von Thomas Sandberg

Der renommierte Fotokünstler zeigt das Leben von, vorwiegend aus der Sowjetunion eingewanderten, Juden in Berlins Mitte. 
Von 2007 bis 2010 beobachtete er das Leben in der Judenschule Yeshivas Reis Zion (Brunnenstraße). Der Alltag (Spiel der Kinder, Studium, Gottesdienst) und festliche Anlässe (Feiern, Taufe, Hochzeit) bis zur Beerdigung finden ihren Niederschlag in zahlreichen Bildern. Neben diesen Farbaufnahmen werden auch riesige Schwarzweißporträts präsentiert, die mit Großformatkameras aufgenommen wurden. Zur Ausstellung erschien ein wunderschön gedruckter  Bildband im Eigenverlag (30 €), den Hannes Wanderer in der Brunnenstraße anfertigte.

http://buecher.hagalil.com/2011/01/sandberg/

Dienstag, 25. Januar 2011

Harf Zimmermanns Schmetterlinge aus dem Museum für Naturkunde




Pool Gallery, Tucholskystr. 38, Berlin-Mitte: HARF ZIMMERMANN
Brillante, riesengroße Prints von Schmetterlingen (aus dem Museum für Naturkunde). 
Sehr schön, dass die Bilder in Schmetterlingskästen nachempfundenen Rahmen gezeigt werden. 
Angenehme Atmosphäre: schwarze Wände, die sehr ästhetischen Fotos werden einzeln angestrahlt. 
Die Aufnahmen entstanden mit einer Großformatkamera.  

Montag, 24. Januar 2011

Peter Kotte...

sz-online, 24.01.2011:


Wie Stürmer Kotte vom Foto verschwand


Bei Dynamo Dresden durfte er nicht mehr Fußball spielen, aber mit Fortschritt Neustadt schaffte er den Aufstieg. Da wurde er einfach wegretuschiert.

An diesem Bild stimmt etwas nicht. Das erkennt Wolfgang Schmidt auf den ersten Blick. Er hatte die Mannschaft der BSG Fortschritt Neustadt fotografiert, die in der Saison 1981/82 Meister in der Fußball-Bezirksliga Dresden geworden war. Aber als er an jenem 29.Juli 1982 das "Sportecho", eine Sportzeitung in der DDR, aufschlägt, erscheint es ihm verändert. "Ich musste mehrmals hinsehen, weil ich nicht glauben konnte, was passiert war", erzählt der heute 69-Jährige.

Auf dem veröffentlichten Foto fehlte der Stürmer Peter Kotte, das heißt: Auf seinen Oberkörper hatte man den Kopf von Mitspieler Henry Stöber gesetzt, der im Originalbild in der hinteren Reihe links außen stand. Stöbers Rumpf wurde wegretuschiert. "Wir sahen uns ja ein bisschen ähnlich, hatten beide einen Schnauzer", meint Kotte und winkt ab. Es war eben nur eine von vielen Demütigungen, die er damals erdulden musste.

Die Stasi kommt zum Frühstück

Am Montag vor 30 Jahren führte die Stasi Peter Kotte sowie seine Mitspieler Gerd Weber und Matthias Müller ab. Eigentlich sollten die Fußballer von Dynamo Dresden an jenem tristen Januar-Tag mit der DDR-Nationalmannschaft zu einer Länderspielreise nach Südamerika fliegen. Doch auf dem Weg zum Frühstück im Hotel am Berliner Flughafen Schönefeld wurden sie abgefangen. "Man sagte uns nur, es gäbe ein Problem in Dresden, das geklärt werden müsse", erinnert sich Kotte: "Ich hatte keine Ahnung, worum es gehen würde."

In einem Barkas B1000, dem Kleinbus des Ostens, wurden sie nach Dresden gefahren und in eine Stasi-Villa am Großen Garten gebracht. "Wir mussten jeder in ein anderes Zimmer, durften die Tür nicht schließen, und davor stand ein Wachmann." Die ganze Woche wurden sie mehrere Stunden täglich verhört. Unabhängig voneinander. Sie durften sich nicht einmal sehen. Der Vorwurf: geplante Republikflucht. Tatsächlich war den drei Dresdnern beim Europapokalspiel von Dynamo im niederländischen Enschede am 22.Oktober 1980 ein verlockendes Angebot des 1.FC Köln zugetragen worden. Sie sollten jeder sofort 100.000 D-Mark Handgeld bekommen und jährlich 200.000 DM verdienen - gemessen am Sold, den sie als Volkspolizisten je nach Dienstgrad bei Dynamo kassierten, ein Vermögen.

Doch das Geld ist nicht der Grund, wenn Kotte heute manchmal denkt: "Was war ich nur für ein Riesenrindvieh?!" Sie ließen die Gelegenheit verstreichen. "Es gab für mich nichts Schöneres, als Fußball bei Dynamo zu spielen. Und unser Hochzeitstermin stand für den Sommer 1981 auch schon fest. Ich wollte nicht weg." Die Stasi nahm jedoch zumindest Weber nicht ab, dass er die Fluchtpläne aufgegeben hatte.

Das Bezirksgericht Dresden verurteilte ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu zwei Jahren und drei Monaten Freiheitsentzug. Fast ein Jahr verbrachte er in Frankfurt/Oder hinter Gittern, der Rest der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Weber lernte Kfz-Mechaniker, durfte sich aber nicht zum Meister qualifizieren. Vor dem Mauerfall flüchtete er mit Frau Steffi und Tochter Franziska über Ungarn in den Westen, lebt heute im Schwarzwald und arbeitet als Industriekaufmann bei einer Versicherungsgesellschaft in Freiburg.

Doch auch die Karrieren von Kotte und Müller endeten abrupt. "Meine schlimmste Angst während der Verhöre war es, dass ich nicht mehr Fußball spielen darf", sagt Kotte. "Es war für mich unvorstellbar, dass man uns wegen einer solchen Kleinigkeit bei Dynamo rauswirft." Schließlich konnte man ihnen lediglich vorwerfen, dass sie die Kontaktaufnahme in Enschede nicht gemeldet hatten.

Eine Flasche Whisky getrunken

Doch in der DDR reichte dieses "Vergehen" für ein Berufsverbot. Von einem Tag auf den anderen durften die Nationalspieler maximal in der Bezirksliga kicken, der dritthöchsten Spielklasse. "Das war ein Schock", sagt Kotte. Mit einer Flasche Whisky hatte er die quälenden Gedanken nach der Stasi-Mangel ertränkt. Aber nun musste er in ein neues Leben finden. Seine Lehre zum Instandhaltungsmechaniker lag auch schon ein paar Jahre zurück. Sein Studium zum Ingenieurökonom für Binnenhandel durfte er nicht fortsetzen, weil er da mit Dynamo-Mitspielern zusammengekommen wäre. Er hätte von vorn anfangen müssen. "Nach drei, vier Jahren? Da ließ ich es sausen."

Ausgerechnet jener Henry Stöber, der später seinen Platz auf dem Mannschaftsfoto einnehmen sollte, holte ihn dann nach Neustadt. Im Musterbau des Landmaschinenkombinates fand Kotte eine Arbeit, bei der BSG Fortschritt eine neue Mannschaft. "Ich hatte gerade angefangen, als der Brief zur Musterung kam."

Mit 27Jahren konnte er nur noch zur Reserve gezogen werden, ein Vierteljahr in Schwerin. "Wir haben nur Wache gestanden." Der Kompaniechef machte ihm sofort klar, dass er nur zu dienen habe und sich nicht einfallen lassen solle, Fußball zu spielen. Allerdings sah der Küchenchef das anders. Er konnte Verstärkung für seine Truppe gebrauchen und schmuggelte Kotte im Jeep aus der Kaserne. "Wir fuhren auf irgendein Dorf, und ich machte beide Tore beim 2:2. Das stand am nächsten Tag in der Zeitung, und ich musste beim Oberst antanzen." So blieb es bei einem Einsatz während der Armeezeit.

Umso besser lief es für ihn mit Fortschritt Neustadt. Mit dem prominenten Neuzugang schaffte die Betriebssportgemeinschaft den Sprung in die zweite Liga. Das Problem: Kotte durfte nicht mit aufsteigen. Matthias Müller, der nach dem Rauswurf bei Dynamo für den Bezirksligisten TSG Meißen spielte, schrieb Gnadengesuche für sich und Kotte bis an DDR-Staatschef Erich Honecker. Ohne Erfolg.

Und so erschien das Foto des Bezirksmeisters Neustadt mit dem Angreifer zwar in der Sebnitzer Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung am 25.Mai 1982 und in anderen Regionalzeitungen. Wahrscheinlich waren sie mit dem Abdruck einer politischen Weisung von oben einfach zuvorgekommen. In den überregionalen Sportzeitungen durfte Kotte nicht zu sehen sein. Auch das Fachblatt "Die neue Fußballwoche"/Fuwo veröffentlichte das manipulierte Bild in der Ausgabe vom 10.August 1982. Fotograf Schmidt war entsetzt. "Ich habe einen Beschwerdebrief geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten."

Weitere Manipulationen

Ein ebenso ungeheuerlicher Eingriff in sein Urheberrecht wiederholte sich mit einem Mannschaftsbild von Fortschritt Bischofswerda, das er vor der Saison 1983/84 aufgenommen hatte. Als der Redakteur der Betriebszeitung "Mähdrescher Echo" vom VEB Erntemaschinen Singwitz eine Illustration zu einem Bericht suchte, gab ihm Schmidt das Foto. Doch als er es in der Ausgabe vom 22.August 1984 entdeckte, fehlte Peter Zeuke. Der Spieler hatte inzwischen einen Ausreiseantrag gestellt. "Die Manipulation war relativ einfach, denn zufälligerweisesaß Peter Zeuke auf dem Rasen in der vorderen Reihe ganz außen", berichtet Schmidt: "Mich hat das sehr bedrückt. Man hatte leider keine Mittel, sich gegen solche Machenschaften zu wehren." In einem Vier-Ohren-Gespräch am Biertisch wurde ihm einmal gesagt, es sei politisch notwendig gewesen.

Zeuke lebt inzwischen in Köln. Erst jetzt erfuhr er durch die Nachforschungen von Schmidt, dass er damals de facto ausradiert worden war. Sein Kommentar zu der Fotofälschung: "Ich bin erstaunt und sprachlos. Es ist für mich unvorstellbar, dass Menschen so etwas angeordnet und ausgeführt haben." Doch in der DDR, deren Propaganda über Manipulationen mit Bildern im "kapitalistisch-imperialistischen Ausland" berichtete, war das offenbar gang und gäbe.

Auch Berger ausgelöscht

Von einem weiteren Fall erfuhr Schmidt, der seine Geschichte im privaten Fußballmuseum von Heinz Schölzel in Bischofswerda eingefügt hat, bei einem Forum mit dem 2010 verstorbenen Fußballtrainer Jörg Berger. Als Trainer der DDR-Juniorenauswahl war der Leipziger 1979 mit dem Zug aus Jugoslawien in den Westen geflohen. Nach der Wende erblickte er beim FC Carl Zeiss Jena ein Foto, das auch er besaß. Doch auf dem Bild im Traditionszimmer war er nicht zu sehen. "Das tat weh", sagte Berger zu Schmidt, der seine Leidenschaft für die Fotografie und den Fußball in seiner Kindheit im mittelsächsischen Hartha entdeckte.

Über die Manipulation seines Neustädter Mannschaftsbildes berichteten die Nürnberger Nachrichten bereits am 27.November 1982 unter der Überschrift: "Kotte gibt's nimmer". Der Aufstieg von Fortschritt bedeutete für den dreimaligen DDR-Fußball-Meister den Abstieg in die Kreisklasse. "Ich habe in der zweiten Mannschaft auf den Dörfern gespielt, in Ralbitz-Horka zum Beispiel. Das war durchaus interessant, aber ich hatte natürlich andere sportliche Ansprüche", sagt Kotte: "Ich habe es in Kauf genommen, weil ich die Arbeit in Neustadt nicht aufgeben wollte."

Wegen einer komplizierten Knöchelverletzung war für Peter Kotte im Herbst 1984 endgültig Schluss mit dem Fußballspielen. Er wurde Trainer bei kleineren Vereinen, arbeitete nach derr Wende einige Jahre als Schlosser bei einer Gießerei und ist seit 2003 Hallenwart in der Trainingshalle des Dresdner SC. "Natürlich stellt man sich manchmal die Frage, was gewesen wäre, wenn.?", räumt er ein: "Aber das bringt nichts. Ich habe Arbeit, meine Frau auch - uns geht es also soweit gut."

Dynamo hat die verstoßenen Sportler nach 1990 zu Ehrenmitgliedern ernannt, und Kotte nutzt regelmäßig seine Vip-Karte. "Wenn sie mal wieder ein bisschen höher spielen würden, wäre das natürlich attraktiver", sagt der 56-Jährige. Doch beinahe scheint es, als hätte sich der Bann von einst auf den Verein übertragen, der einfach nicht herauskommt aus der dritten Liga.

Im Denkorgan eines Fußballers passiert mehr als im Kopf eines Schachspielers

Foto (& Schuh): Jabs



Warum bieten Computer den Schachweltmeistern Paroli, aber keinem Roboter gelingt ein Tackling beim Fußball?
Alle Bürger, die meinen, dass wir Fußballer im Haus der Intelligenz nicht im obersten Stockwerk wohnen würden, sollten den Artikel „ Großhirn schießt, Kleinhirn trifft“ von Hans-Peter Thier aus „Die Zeit“ Nr. 4/2011 (20.1.2011) recht aufmerksam lesen:

Donnerstag, 20. Januar 2011

Ratinger Hof

Foto: unbekannt



Bei meiner ersten Reise "in den Westen" war ich Mitte der Achtziger Jahre mit einer Freundin im Düsseldorfer Ratinger Hof und fassungslos begeistert!

Wortschatz - Kalender 2011

Foto: Jabs (M. Gorbatschow 1989 in Berlin - Schönhauser Allee)


Auch für 2011 fand ich einen Wortschatz-Kalender:
http://www.mygall.net/calendars.php?calendar_id=2583


Aber eben ganz anders! Und eben nicht von uns!

Mittwoch, 19. Januar 2011

Leckerbissen in der Berlinischen Galerie








Fotos: Nan Goldin


Fotos: Arno Fischer


Nun habe ich sie auch angesehen: die wahrlich weltberühmten Fotos von Nan Goldin! 
Die Frau (*1953) dokumentiert ihr Leben mit Selbstporträts, Bildern aus ihren Beziehungen und ihrem Freundeskreis, den sie als ihre "Familie" versteht. Allesamt sind Lebenskünstler, von denen unzählige schon gestorben sind. In der Berlinischen Galerie erwarten den Besucher sensationelle Gesichter, in vielen glaubt man fürchterliche Krankheiten zu sehen (immer Männer!). Die Schnappschüsse wirken wegen ihrer Direktheit, die durch frontales Blitzlicht unterstrichen wird. Auffällig oft wird hier geraucht und in Spiegel geschaut. Entstanden sind die meisten Aufnahmen in (West-) Berlin. Neben den sattsam bekannten Ikonen der modernen Fotografie werden auch bislang unveröffentlichte Arbeiten gezeigt.
Insgesamt basiert diese Kunst auf den spektakulären Situationen, die aufgezeigt werden. Einen zweiten, tieferen Blick gibt es für mich zu selten.
Die Präsentation ist meisterhaft - die Cibachrome-Bilder (Farbabzüge von Dias) füllen schwarze Rahmen auf dunklen Wänden nahezu aus und werden einzeln angestrahlt. Die kräftigen Farben entwickeln so eine Brillanz ohnegleichen!
Mein Favorit ist Ausstellungsnummer 70: "Iga at restaurant, 1992" - ein bezauberndes Kinderbildnis. 

Zugabe (läuft auch in der Galerie): Film "I'll be your mirror" Nan Goldin 1995


Das totale Kontrastprogramm bietet ein anderer Ausstellungsraum: Arno Fischer.
Der Nestor der DDR-Fotografie (*1927) ist mit grauen Schwarzweißfotos in Passepartouts und klassischen Holzrahmen vertreten. Im Gegensatz zu den schreienden Nan Goldin-Bildern lässt man hier allein den Bildinhalt wirken.
Anlässlich der Vergabe des Hannah-Höch-Preises 2010 wird sein hinlänglich bekanntes Lebenswerk vorgestellt. Interessant und schön sind die ausgestellten Polaroids aus der Serie/dem Buch "Der Garten". (Diese vor Jahren etwas belächelte Technik scheint doch sehr in Mode gekommenen zu sein.) 
Mich würde brennend interessieren, wie Besucher diese Ausstellung sehen könnten, wenn man sie so vorzeigte wie die Goldin-Motive.


Samstag, 15. Januar 2011

Mittwoch, 12. Januar 2011

Film Sibylle Bergemann




Fotos: Sibylle Bergemann



16.1., 16:30 Uhr, ARTE: Mein Leben - Die Fotografin Sibylle Bergemann (erstmalig im Fernsehen)

Rodinger für Prenzlau?

Prenzlauer Zeitung 17.9.2010

Antiautoritäre Rindererziehung lernen


Nordkurier 21.9.2010


"Was hätte wohl mein Vater dazu gesagt?"

Erfinder des Fosbury-Flops aus Prenzlau?

Nordkurier 4./5.9.2010



Immer Ärger mit der Prenzlauer Lokalpresse. Überschrift: "Eigentlich müsste er Fink-Flop heißen"

Der Artikel des Sportreporters über eine sensationelle Entdeckung weckte mein Interesse. Neuigkeiten über den Sport in der Uckermark? Da schaut man als begeisterter Amateur genau hin... 
  
Ich weiß nicht, ob man der Sprungstil von Roland Fink unbedingt als den ursprünglichen Fosbury-Flop bezeichnen soll. Zwar fliegt der Prenzlauer mit dem Rücken über die Latte, aber das ist nicht das alleinige Merkmal. Ebenso wichtig ist der bogenförmige Anlauf und das Überspringen der Latte im mehr oder weniger rechten Winkel zu dieser. Fink sieht man auf dem Archivfoto fast parallel zur Latte springen - wie ein Scherensprung mit nach hinten gebeugtem Oberkörper. 
Zudem zweifele ich an, ob die Forschung von Armin Gehrmann ausreicht, denn bereits 1958 sprang der Österreicher Fritz Pingl mit dem Stil, der Dick Fosbury 1968 zum Namenspatron (und Olympiasieger) machte, 1,96 m hoch. Fosbury beendete ein Jahr nach seinem großen Erfolg seine Karriere als Hochspringer, um zu studieren (wohl auch aus Verletzungsgründen). Er arbeitet heute als Vermessungsingenieur im Straßenbau. 

Recherchen zum im Artikel erwähnten Hans Reimers ergaben übrigens, dass er:
1956 für Einheit Prenzlau DDR-Meister und 1957 Zweiter über 110 m Hürden wurde,
1958 siegte er für ASK Vorwärts Berlin und wurde 1959 Zweiter,
1960 gewann er wieder für Einheit Prenzlau, 
1961 belegte er für SC Einheit Berlin den zweiten Platz (alles im Hürdensprint).
Seine Bestzeit erzielte er am 29.7.1960 mit 14,4 Sek. in Prenzlau.  
Diesen Mann lernte ich als uckermärkisches Bauernkind ca. 1963 in meiner Dorfschule in Beenz kennen - ich erbettelte ein Autogramm...
Es gab also auch vor Christiane Wartenberg (geb. Stoll, Olympiasilber 1980 über 1500m) und der Olympiasiegerin (1972: 4x400m-Staffel) Brigitte Rohde (heute verheiratet mit meinem Tischtennismannschaftskmeraden Detlef Köhn) erfolgreiche Sportler in Prenzlau.