Mittwoch, 19. Januar 2011

Leckerbissen in der Berlinischen Galerie








Fotos: Nan Goldin


Fotos: Arno Fischer


Nun habe ich sie auch angesehen: die wahrlich weltberühmten Fotos von Nan Goldin! 
Die Frau (*1953) dokumentiert ihr Leben mit Selbstporträts, Bildern aus ihren Beziehungen und ihrem Freundeskreis, den sie als ihre "Familie" versteht. Allesamt sind Lebenskünstler, von denen unzählige schon gestorben sind. In der Berlinischen Galerie erwarten den Besucher sensationelle Gesichter, in vielen glaubt man fürchterliche Krankheiten zu sehen (immer Männer!). Die Schnappschüsse wirken wegen ihrer Direktheit, die durch frontales Blitzlicht unterstrichen wird. Auffällig oft wird hier geraucht und in Spiegel geschaut. Entstanden sind die meisten Aufnahmen in (West-) Berlin. Neben den sattsam bekannten Ikonen der modernen Fotografie werden auch bislang unveröffentlichte Arbeiten gezeigt.
Insgesamt basiert diese Kunst auf den spektakulären Situationen, die aufgezeigt werden. Einen zweiten, tieferen Blick gibt es für mich zu selten.
Die Präsentation ist meisterhaft - die Cibachrome-Bilder (Farbabzüge von Dias) füllen schwarze Rahmen auf dunklen Wänden nahezu aus und werden einzeln angestrahlt. Die kräftigen Farben entwickeln so eine Brillanz ohnegleichen!
Mein Favorit ist Ausstellungsnummer 70: "Iga at restaurant, 1992" - ein bezauberndes Kinderbildnis. 

Zugabe (läuft auch in der Galerie): Film "I'll be your mirror" Nan Goldin 1995


Das totale Kontrastprogramm bietet ein anderer Ausstellungsraum: Arno Fischer.
Der Nestor der DDR-Fotografie (*1927) ist mit grauen Schwarzweißfotos in Passepartouts und klassischen Holzrahmen vertreten. Im Gegensatz zu den schreienden Nan Goldin-Bildern lässt man hier allein den Bildinhalt wirken.
Anlässlich der Vergabe des Hannah-Höch-Preises 2010 wird sein hinlänglich bekanntes Lebenswerk vorgestellt. Interessant und schön sind die ausgestellten Polaroids aus der Serie/dem Buch "Der Garten". (Diese vor Jahren etwas belächelte Technik scheint doch sehr in Mode gekommenen zu sein.) 
Mich würde brennend interessieren, wie Besucher diese Ausstellung sehen könnten, wenn man sie so vorzeigte wie die Goldin-Motive.


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